Selbstbestimmter Drogenkonsum im Spannungsfeld von Recht und Gesellschaft

In diesem Themenkreis soll die Balance zwischen individueller Freiheit und gesellschaftlicher Verantwortung im Umgang mit Drogen untersucht werden. Dabei wird der Konsum von Alltags und medizinischen Drogen thematisiert und gefragt, welche Faktoren Menschen in den Drogenkonsum und eine etwaige Abhängigkeit führen. Zudem werden funktionale Ansätze der Suchtprävention und des Jugendschutzes in den Fokus gerückt. Auch die Bedeutung von Drogenkonsum im Strafrecht und der Justiz sowie ökonomische und zivilrechtliche Überlegungen der Legalisierung von Drogen sollen beleuchtet werden. Ziel ist es, eine ausgewogene Diskussion über den Umgang mit Drogen zu schaffen, die sowohl juristische als auch alltägliche Überlegungen einbezieht.

Seit dem 1. April 2024 ist der Besitz und Anbau von Cannabis für Erwachsene in begrenzten Mengen legal. Dies ist ein bedeutender Erfolg für all jene, die überzeugt sind, dass ein selbstbestimmtes Leben auch die Freiheit umfasst, über den eigenen Drogenkonsum zu entscheiden. 

Doch zwischen Drogenkonsum und Selbstbestimmung besteht ein grundlegendes Spannungsverhältnis: die Gefahr der Sucht. Daher muss eine Gesellschaft, die nach einer liberaleren Drogenpolitik strebt, auch bereit sein, ihre Beziehung zu Rauschmitteln kritisch zu hinterfragen. Wie aufgeklärt und reflektiert ist unser Umgang mit legalen Drogen? Welche Faktoren führen dazu, dass Menschen abhängig werden? Wie sieht Drogenpolitik aus, die die verletzlichsten, Kinder und Jugendliche, effektiv schützt? Wie lässt sich eine wirkungsvolle und evidenzbasierte Präventionsarbeit gestalten?

Auch die Auswirkungen auf andere gesellschaftliche Bereiche müssen berücksichtigt werden. Welche strafrechtlichen Implikationen hat eine Drogenpolitik, die sich von der Prohibition abwendet? Welche wirtschaftlichen Chancen ergeben sich aus ihr? Und schließlich: Welche Rahmenbedingungen und Regulationsmechanismen müssen geschaffen werden, um Transparenz und Sicherheit auf dem legalen Markt zu gewährleisten und den Schwarzmarkt zurückzudrängen?


Die diesjährigen Referenten

Dr. Gernot Rücker

©️ Kristina Becker

Er absolvierte 1992 sein Studium der Humanmedizin in Gießen und sammelte bis 2002 Erfahrung in verschiedenen ärztlichen Tätigkeiten. Seit 2002 arbeitet er an der Universitätsmedizin Rostock und ist seit 2008 Oberarzt der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie mit Schwerpunkt Notfallmedizin, Forschung und Lehre. Als Anästhesist, Notfall- und Suchtmediziner forscht er insbesondere im Bereich Drogen. Im Jahr 2023 veröffentlichte er das Buch „Rausch“. Seit 2024 ist er Ärztlicher Landeskoordinator für das Drug-Checking in Mecklenburg-Vorpommern. Für seine Arbeit wurde er mit zahlreichen Forschungs-, Lehr- und Engagementpreisen ausgezeichnet.

Dr. med. Christoph Gerth

Nach dem Medizinstudium an der Universität zu Köln absolvierte er von 2000 bis 2005 die Ausbildung zum Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und promovierte 2001 zum Doktor der Medizin. 2005 erhielt er die Facharztanerkennung. Von 2007 bis 2020 war er Oberarzt an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der HSK Dr. Horst Schmidt Klinik Wiesbaden. Seit 2021 ist er Chefarzt an der Rheinhessen Fachklinik Alzey. Zudem klärt er über die Auswirkungen von regelmäßigem Cannabiskonsum auf.

Dr. Constantin  von der Groeben

Der Volljurist ist Mitbegründer und Geschäftsführer von DEMECAN, dem einzigen unabhängigen deutschen Produzenten von medizinischem Cannabis. Nach seinem Studium in Heidelberg, Köln und New York arbeitete er als Rechtsanwalt in Berlin und New York sowie als Referent im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. 2017 gründete er DEMECAN, das heute die größte europäische Produktionsstätte für medizinisches Cannabis betreibt. Er verantwortet die Rechtsabteilung, Regulatory Affairs und strategische Projekte.Er setzt sich dafür ein, PatientInnen den Zugang zu hochwertigem medizinischem Cannabis zu erleichtern.

Prof. Dr. med. Dieter Seifert

Prof. Dr. med. Dieter Seifert, ist Facharzt für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie. Nach dem Medizinstudium und der Promotion an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster absolvierte er seine Facharztausbildung am Universitätsklinikum Münster und im St. Rochus-Hospital Telgte. Von 1993 bis 2010 war er Leitender Oberarzt am Institut für Forensische Psychiatrie der Universität Duisburg-Essen. Seit Oktober 2010 ist er Ärztlicher Direktor der Christophorus Klinik Münster und seit April 2017 Ärztlicher Direktor der Alexianer-Region Münster. Seine Forschungsschwerpunkte umfassen die Gefährlichkeitseinschätzung und ambulante Nachsorge psychisch kranker Straftäter. 2024 veröffentlichte er das Buch „Forensische Psychiatrie“.